07.02.2013

Glücksgefühl

Eigentlich hätte es mir schon längst auffallen müssen. Dennoch ist es mir erst kürzlich so richtig bewusst geworden: Ich kann mich glücklich schätzen. In fremdsprachiger Umgebung zu leben, ist mitunter gar nicht so schlecht.
Anlass zu dieser Erkenntnis war eins von den zahllosen,
auf offener Straße abgewickelten Telefongesprächen, bei denen man ungewollt Ohrenzeuge wird. Mir fiel der zunehmend dissonante Tonfall einer jungen Frau auf, die ansonsten ganz gelassen schien. Sie begann verhalten mit „…nie in diesem stinkenden Leben…“ und bewies den Umstehenden dann in der Folge, dass ihr Repertoire an unflätigen Ausdrücken beachtlich sein musste. Irgendwie fing ich an, mir das Gehörte mechanisch ins Deutsche zu übersetzen. Dabei wurde mir schlagartig klar: Ja, ich kenne und verstehe jedes Wort und müsste eigentlich entsetzt sein. Aber nein, es berührt mich nicht. Weil Ungarisch für mich eine Fremdsprache ist, empfinde ich solche Ausdrücke bei Weitem nicht so abstoßend, wie das bei vulgärem Deutsch der Fall wäre.
Da ich seit einigen Monaten auch im Berufsalltag massiv mit den deftigsten Ausdrücken der ungarischen Umgangssprache konfrontiert werde – die Mehrheit meiner Schüler ist auf diesem Gebiet wirklich sehr gut entwickelt – ist diese Unempfindlichkeit einfach nur beglückend. Eine besondere Gnade!
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/85/Smiley.svg/600px-Smiley.svg.png




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen