19.07.2012

* Natürliche Schönheit hat kein Paar.

Wahrscheinlich springt der Fehler jedem sofort ins Auge, trotzdem hoffe ich, es bleiben ein paar Leser übrig, die sich für meine Erklärung interessieren. Wer im Moment gerade SprachheißHunGer verspürt, sollte auf 'Weiterlesen' klicken.
Dass es sich bei obigem Satz um eine wortwörtliche Übernahme aus dem Ungarischen handelt, ist jedem Leser klar, der dieser Sprache mächtig ist. Wahrscheinlich stand der Schreiber unter Druck (Prüfungssituation, Kontext Schönheitsoperation) und konnte auch nicht zum Wörterbuch greifen. Doch selbst damit wäre es nicht so einfach gewesen: In meinem alten Ungarisch-Deutschen Handwörterbuch von Halász (1987) wird als Entsprechung für 'nincs párja' Folgendes angeboten: es ist einzig/unvergleichlich/sondergleichen. Drei Möglichkeiten, von denen - wenn überhaupt - nur anderthalb so halbwegs akzeptabel wären, den Gedanken aber nur unzureichend wiedergeben würden. Natürliche Schönheit ist unvergleichlich - diese Lösung würde mich nicht ganz befriedigen. Noch weniger die Verwendung von einzig, da wäre einzigartig schon treffender, führe aber wohl in die falsche Richtung. Der Ausdruck * es ist sondergleichen  ist eindeutig falsch, denn das Adverb sondergleichen wird nur nachgestellt nach einem Substantiv gebraucht. Es bestätigt sich also wieder einmal die Erkenntnis, dass man mit zweisprachigen Wörterbüchern immer sehr kritisch umgehen sollte.
Wenn einem für das Auszudrückende keine akzeptable, gleichwertige Entsprechung in der Fremdsprache einfällt, bedient sich jeder naturgemäß der Methode des Umformens, Umschreibens. Er durchforstet seine Gehirnwendungen blitzschnell nach synonymen Formen und überlegt, was im Kern gemeint ist. In unserem Fall könnte man so schnell auf den Ausdruck 'páratlan' kommen. Als Wörterbuchäquivalente tauchen hierfür - neben unvergleichlich - einzig(artig) und ohnegleichen auf. Letzteres trifft die Sache vom Stilwert her schon eher. Auch ohnegleichen wird häufig nachgestellt verwendet, aber es gibt durchaus die Möglichkeit, es mit einer Form von sein zu kombinieren, also: Natürliche Schönheit ist ohnegleichen. Daneben kämen auch noch viele andere Ausdrucksmöglichkeiten in Frage: Natürliche Schönheit ist mit nichts zu vergleichen/durch nichts zu übertreffen. Mit natürlicher Schönheit kann sich nichts messen. Neben natürlicher Schönheit verblasst alles andere. Die Reihe ließe sich fortsetzen.
Das eigentlich Faszinierende an diesem sprachlichen Problem ist für mich als deutsche Muttersprachlerin die Tatsache, dass das ungarische Substantiv 'pár' (Paar) neben der Bedeutung 'zwei Sachen oder Lebewesen, die die gleiche/eine ähnliche Beschaffenheit haben bzw. zusammengehören'  im Deutschen auch noch Gegenstück oder Pendant sein kann - das umgangssprachliche 'a párom' dann auch mein (Ehe)Partner, also die (bessere) Hälfte, mit der man eine (unzertrennliche) Einheit bildet. Diese kreative Bedeutungserweiterung mutet irgendwie metaphorisch an und schon deshalb haben sich diese Überlegungen für mich gelohnt. Für Sie auch, liebe Leser?



Der nächste schwere Brocken sieht so aus:

* Wir erzielen für alle die beste Lösung zu finden!


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