08.03.2012

Sehr geehrte Lehrerin, hiermit sende ich Ihnen meine Hausaufgabe.

Die Anrede einer Person in Brief, Mail oder auch von Angesicht zu Angesicht kann mit Schwierigkeiten verbunden sein und das hat natürlich mit kulturellen Konventionen zu tun. In Deutschland würde man die obige Form sicher nicht gutheißen. Aber auch die in Ungarn übliche Form "Frau Lehrerin" nicht. So etwas wäre u.U. nur dann erlaubt, wenn man den Namen der Person nicht kennt. Im Allgemeinen gilt es als höflich,
sein Gegenüber bei der Siezform mit Herr bzw. Frau gefolgt vom Familiennamen anzusprechen, also beispielsweise "Sehr geehrter Herr Müller" oder, wenn der Umgang schon vertrauter und von gegenseitiger Sympathie gekennzeichnet ist, "Liebe Frau Meier". In Deutschland tut man immer gut daran, schnellsten den Namen und ggf. den Titel der Person in Erfahrung zu bringen und diesen dann auch  zumindest beim Gruß zu verwenden. Damit zeigt man, dass einem bewusst ist, mit wem man es gerade zu tun hat, und dass man dieser Person Interesse und Aufmerksamkeit entgegenbringt. Hier eine Website, von der ich meine, dass die Regeln gut beschrieben sind. Für meine Begriffe kann es allerdings auch irgendwie anbiedernd wirken, wenn es jemand mit der persönlichen Anrede im Gespräch übertreibt.
Für Ungarn können die in Deutschland gebräuchlichen Formen aber irritierend sein, denn hier möchte man bei der Anrede den Rang seines Gegenübers hervorheben und damit natürlich auch Achtung und Ehrerbietung zum Ausdruck bringen. Ich hatte mal einen Schüler, der hat mich mit "Meine Frau" angesprochen, sicher weil er besonders nett und höflich sein wollte. Da konnte ich mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Natürlich wurde mir schnell klar, dass er "Asszonyom" ins Deutsche transferiert hatte :)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen